Ein Zeitgeistproblem: Uns fehlt die digitale Souveränität

January 12, 2021

Digital sovereignty

Ein Statement über das Blockieren einer unerwünschten Regierungsperson:

Ich lese Artikel wie https://www.sueddeutsche.de/politik/trump-twitter-merkel-1.5170842 oder https://news.yahoo.com/angela-merkel-believes-trump-permanent-213832660.html?guccounter=1 und denke mir: Wow. Natürlich hat die Kanzlerin recht, wenn sie die Sperre des Trump-Kontos als problematisch bezeichnet. Und natürlich ist diese Diskussion in der heute so aufgeheizten Stimmung sehr missverständlich: Die Kanzlerin wird nicht meinen, dass man Demokratiefeinden einen Plattform bieten muss. Sie wirft vielmehr ein weiteres wichtiges Licht auf die Frage, wer denn die Kontrolle über digitale Medien hat – ähnlich dazu haben wir uns ja bei Huawei schon gefragt, wer denn die Kontrolle über unsere digitale Infrastruktur hat.

Die Feststellung, dass die Plattform einen politischen Protagonisten aussperrt und der Gesetzgeber deswegen dankbar ist, sagt doch: Wir hängen von einem Medium ab, dass wir nicht souverän unter Kontrolle haben (*). Social Media sind meiner Meinung nach eines der dicksten Bretter, die zu bohren sind. Man muss das aber anfangen, um die digitale Souveränität zu verstehen, zu ergreifen und dahin zu entwickeln, das demokratische Freiheiten und eben die ganz analoge Souveränität von Institutionen nicht gefährdet wird.

Wir sind einer von vielen Herstellern von Open Source Software. Unsere Software ist transparent, nachvollziehbar, kontrollierbar. Die Erkenntnis, dass man von der freundlichen Reaktion einer Plattform abhängt, zeigt auf: Organisationen vom kleinen Unternehmer bis zum Staat oder Staatenbund müssen mit ihrer IT souverän sein und verstehen, was ich hier schon einmal angedeutet habe: https://blog.gestreift.net/2018/03/digitalisierung-du-bist-der-fluss-nicht-das-floss/

Wenn Du Deine IT selbst betreibst, dann bist Du der Fluss – sonst nur das Floß. Wir können es uns in allen Ebenen nicht leisten, uns von den großen, weltweit agierenden Plattformen treiben zu lassen. Insbesondere Open Source Software gibt großen, richtungsweisenden Institutionen wie Staaten und auch Verwaltungen die Gestaltungsfreiheit zurück. Nehmt sie, uns macht IT wie ihr sie braucht! Wir von Kopano und viele andere Anbieter von Open Source Software stehen mit unseren Produkten dafür bereit.

(*) an vielen Stellen im Netz ist ausgeführt, wie der Wertschöpfungsprozess der Plattformen vom aggressiven Diskurs abhängt und wie Plattformen damit indirekt extreme Meinungen publizieren und – wenn auch unfreiwillig – als akzeptierten Standard darstellen.