Was könnte in diesem Zusammenhang „soziodigitale Souveränität“ bedeuten?
Sozialverbände und soziale Einrichtungen werden zur Digitalisierung geschult.
Vermutlich besteht bei Sozialverbänden – wie bei allen sozialwirtschaftlichen Institutionen und Einrichtungen genügend Potential, um sich digitaler aufzustellen. Aber dies ist nicht die Bedeutung von „soziodigitaler Souveränität“.
Schulen – besonders in sozialen Brennpunkten – werden bis Ende 2020 vollständig mit digitalen Geräten für alle Schüler:innen und Lehrer:innen ausgestattet und umfassend in der Nutzung geschult.
Ein wunderbares Ziel, aber leider eine Wunschvorstellung: digitalisiertes Lernen ist, dies hat die Corona-Pandemie eindrücklich gezeigt, ein wunder Punkt im Bildungsbereich. Weder haben flächendeckend alle Schüler:innen Zugang zu entsprechenden Geräten, noch sind Lehrpläne und Lehrstoff ans Digitale angepasst, noch sind Lehrer entsprechend fit, um digitale Kompetenzen zu vermitteln.
Soziodigitale Souveränität wird als soziale Haltung verstanden – implizites „Bauchgefühl“ und explizites Regelwissen ergänzen sich.
Richtig! Der Gedanke von Souveränität als sozialer Haltung ist von der Theorie des Soziologen George H. Mead inspiriert, der sich mit der Entstehung von Identität und Gesellschaft beschäftigte. Haltung meint in diesem Kontext ein erfahrungsbasiertes Bewusstsein über die eigene Gestaltungsfähigkeit gegenüber seiner eigenen Lebenswelt und vereint ein implizites Bauchgefühl (Intuition) und explizites Regelwissen. Souveränität kann auf diese Weise als eine Haltung zwischen zwei extremen Grundpositionen beschrieben werden: zwischen Kontrolle und Vertrauen – insbesondere bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten. (Quelle: Digitale Souveränität, Institut für Innovation und Technik, iit-Themenband, Volker Wittpahl – Hrsg.)